Naturhauptstadt Molln

Was hältst du von der Idee einer Naturhauptstadt Molln?“ Diese Frage hat mir Joschi Illecker vor mittlerweilen beinahe drei Jahren gestellt. Meine erste Reaktion war verhalten – wer sollte schon Molln mit einer Hauptstadt in Verbindung bringen, und wenn schon, wie sollte dann das Thema Natur abgehandelt werden?
 
Seither ist viel diskutiert worden über die Naturhauptstadt, es wurden konkrete Vorschläge entwickelt wie das Projekt umgesetzt werden könnte, und es gibt zwei Gemeinderatsbeschlüsse - übrigens jeweils einstimmig: zunächst einen Grundsatzbeschluss das Projekt durchzuführen, und in weiterer Folge den Beschluss einer Basisfinanzierung durch die Gemeinde im Ausmaß von je € 6.000 für die nächsten 5 Jahre.
 
Was steht also hinter dem Kürzel „Naturhauptstadt Molln“? Zunächst sollte es ähnlich einer Kulturhauptstadt darum gehen, ein Jahr lang die Natur in den Mittelpunkt verschiedenster Veranstaltungen zu stellen – bei touristischen Angeboten, bei Kulturveranstaltungen, der Landwirtschaft. Daraus hat sich in den Beratungen in den Ausschusssitzungen, die ich im Bereich Umwelt / Naturschutz /Nationalpark /Energie leiten darf, bald mehr entwickelt. Als Bürgerinitiative ist es für uns wichtig, dass Politik nicht nur aus Schlagworten besteht. Für das Projekt Naturhauptstadt bedeutet das, dass es um mehr gehen muss als eine einmalige Aktion für ein Jahr. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Workshop vor ein paar Jahren im Nationalparkzentrum, durchgeführt von der Firma „nonconform“. Da hat sich die Mehrheit der Anwesenden BürgerInnen ganz klar dafür ausgesprochen, dass der Schwerpunkt der Mollner Gemeindepolitik und Gemeindeentwicklung im Bereich Natur liegen soll. Um das zu erreichen braucht es vor allem einen Prozess der Bewusstseinsbildung – in der Gemeindepolitik, der Verwaltung, der Öffentlichkeit. Bewusstsein zu schaffen für einen respektvollen Umgang mit der natürlichen Umwelt, ob in der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft oder sonstigen wirtschaftlichen Tätigkeiten, oder auch jeder bei sich – im Garten, in der Freizeit, das geht nicht von heute auf morgen wie man weiß. Daher haben wir uns zunächst einmal auf einen Zeitraum von fünf Jahren geeinigt.
 
Molln ist in der glücklichen Lage, eine außerordentliche Vielfalt an Natur zu besitzen – Orchideen- und Narzissenwiesen, vielfach naturnahe Wälder, über weite Strecken intakte Gewässer wie die Krumme Steyrling. Vielfalt, Wiese, Wald und Gewässer sind daher als die landschaftsbestimmenden Elemente von Molln die „Hauptthemen“ der Naturhauptstadt. Für jedes dieser Themen sollen Projekte im Bereich Erlebnis/Tourismus, Bildung, sowie Kunst und Kultur entwickelt werden. Dafür gibt es bereits viele Ideen, manches davon bekannt – wie etwa ein Sensenfest oder ein Projekt um Wiesen zu erhalten, die von den Grundbesitzern nicht mehr gepflegt werden können. Uns ist aber wichtig, möglichst viele Projekte gemeinsam mit der Mollner Bevölkerung zu entwickeln – mit den Schulen, Vereinen, mit allen die am Thema interessiert sind.
 
Es hat auch schon erste Vorgespräche betreffend EU-Fördergelder gegeben, sehr zur Freude von uns allen mit großem Erfolg: unsere Vorschläge sind äußerst positiv aufgenommen worden, wir rechnen mit einem Gesamtbudget von bis zu € 50.000 pro Jahr. Jetzt geht es daher darum, die Strukturen zu schaffen, die für ein Projekt in dieser Größenordnung eine reibungslose Abwicklung ermöglichen. Das ist aus unserer Sicht am besten über einen Verein möglich.
 
Aus einer spontanen Idee ist somit ein spannendes Projekt geworden. Die Arbeit beginnt eigentlich jetzt erst so richtig. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen - es gibt eine gut funktionierende parteiübergreifende Zusammenarbeit, und es gibt eine kreative und interessierte Öffentlichkeit in unserer Gemeinde. Und dann gibt es da ja auch noch den Nationalpark als idealen Partner vor Ort wenn es um unsere Natur geht. Ich freue mich schon auf die Auftaktveranstaltung im nächsten Frühjahr!

Bernhard Schön



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